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Kühne+Nagel als Vorreiter: «Carbon Insetting» im Strassentransport

Veröffentlicht am 18.01.2024 | von Charlene Heinen-Jäggli

CO2-Einsparen geht nicht nur im Transport selbst, sondern auch in den Wertschöpfungs- und Lieferketten. Kühne+Nagel-Kunden können nun mit ihren Aufträgen Klimaschutzprojekte unterstützten, wenn sie HVO- oder E-LKW auswählen. Mit diesem Angebot nimmt der Konzern eine Vorreiterrolle ein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kühne+Nagel bietet als erstes Unternehmen eine «Carbon Insetting»-Lösung für ihre E-LKW und LKW mit HVO-Antrieb an.
  • Mit einem Teil des verdienten Geldes werden Klimaschutzprojekte unterstützt.
  • Vorerst ist dies nur für ihre eigenen Fahrzeuge möglich, soll aber auf ihre Partnerunternehmen ausgeweitet werden.

Um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, müssen nicht nur die Motoren weniger CO₂ ausstossen, sondern auch CO₂ eingelagert werden. Neben den Antriebsarten müssen auch die Tätigkeiten innerhalb der Unternehmen, Wertschöpfungs- und Lieferketten beachtet und entsprechend verändert werden. Eine Art, dies zu tun, ist das sogenannte «Carbon Insetting».

 

Investition in die Umwelt

Wie myclimate schreibt, handelt sich dabei um eine Art der «Finanzierung von Klimaschutzprojekten, welche nachweisbar Emissionen reduziert» und so innerhalb der Wertschöpfungskette positive Effekte erzielt. Unterstützte Projekte können zum Beispiel die (Agro-)Forstwirtschaft, den Gewässerschutz oder die Biodiversität betreffen. Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Unternehmen.

 

Auch die Art der Finanzierung ist vielfältig. Eine Möglichkeit ist die sogenannte «Book and Claim»-Methode, zu Deutsch «Buchen und Beanspruchen». Die Methode kommt vor allem bei nicht vollständig rückverfolgbaren Gütern zum Einsatz – zum Beispiel grünem Strom oder alternativen Dieselkraftstoffen (z.B. HVO). Unternehmen «buchen» in diesem System die nachhaltigen Aspekte aus der Herstellung und Kunden «beanspruchen» diese anschliessend für sich. Soweit die Theorie.

 

In der Praxis sieht das so aus. Skynrg erklärt das «Book and Claim» anhand grünen Stroms: Strom kann nicht entlang des Stromnetzes verfolgt werden, da verschiedene Produzenten ihren (grünen) Strom ins Netz einspeisen. Stromunternehmen können nun die Elektrizität als grünen Strom «buchen» und die Konsumenten ihn wiederum «für sich beanspruchen», also kaufen. Letztere erhalten ausserdem ein Zertifikat, dass sie grünen Strom gekauft haben. Einen Teil des erhaltenen Geldes investiert das Unternehmen anschliessend in Klimaschutzprojekte.

 

Kühne+Nagel als Vorreiter im Strassentransport

Durch ihre Vielfältigkeit sind «Book and Claim»-Insetting-Lösungen auch im Strassentransport zu finden. Dies zeigt zum Beispiel der Logistikkonzern Kühne+Nagel International AG mit Sitz im Schweizerischen Schindelleggi (SZ). Das international agierende Unternehmen hat 2023 die Methode bereits für ihre LKW angetrieben mit hydrogenisiertem Pflanzenöl (HVO) eingeführt. Wie «trans.info» schreibt, bietet Kühne+Nagel das Angebot seit anfangs Januar 2024 auch für seine E-LKW an.

 

Kühne+Nagel ist der erste Konzern, der dies so anbietet. Hansjörg Rudi, Mitglieder der Geschäftsleitung von Kühne+Nagel, sagt dazu:

«Wir sehen in batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) die Zukunft, um die Emissionen im Strassengüterverkehr zu reduzieren. Carbon Insetting unterstützt die Verbreitung von emissionsarmen Lösungen wie BEVs und trägt dazu bei, die Prämie, die Kunden für diese Lösungen zahlen, zu reduzieren und damit die Dekarbonisierung des Strassenverkehrs zu unterstützen.»

 

Wie aus der Medienmitteilung des Logistikkonzerns hervorgeht, wird das Angebot vorerst nur für die eigenen LKW angeboten. Grund dafür ist, dass Daten so genauer und transparenter überprüft und publiziert werden können. In Zukunft soll das Carbon Insetting auch bei E-LKW von Partner-Unternehmen möglich sein.