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GV Sektion Waadt: Eine Versammlung im Zeichen des kollektiven Schwungs

| Aktualisiert am 22.05.2025 | von Laura Salamin

Zwischen Herausforderungen, Wandel und neuen Gesichtern hielt die Waadtländer Sektion der ASTAG am Samstag, 17. Mai 2025, ihre Generalversammlung an einem symbolträchtigen Ort für Sport und Mobilität ab: im Hauptsitz der Union Cycliste Internationale (UCI) in Aigle. Eine einmalige Gelegenheit, Wettkampfgeist mit dem Teamzusammenhalt des Pelotons zu verbinden; ein wichtiger Etappenstopp auf dem Weg in die Zukunft.

Am Start: Mitten im UCI

Im „Weltzentrum des Radsports“, dem Sitz der UCI, klickten die Pedale zur 46. Generalversammlung der ASTAG Waadt. Der Sektionspräsident Blaise Henry eröffnete die Sitzung mit einem Augenzwinkern und verwies auf das Paradoxon eines Ortes, der der langsamen Mobilität gewidmet ist und zugleich die schnellsten Radfahrer der Welt beherbergt. Ein eleganter Weg, den offenen Geist des Verbands zu betonen: „Wir sind weder sektiererisch noch dogmatisch“, sagte er mit Pragmatismus.

Den Auftakt gab ein Grusswort von Grégory Devaud, Stadtpräsident von Aigle. Er stellte seine Gemeinde als „kleine Stadt auf dem Land“ vor, die in puncto Attraktivität an der Spitze mitfährt, wie zahlreiche Neuansiedlungen zeigen. Die Stadt rollt ihre Geschichte wie ein altes Kopfsteinpflaster aus: mit einer Jahrtausende alten Altstadt, einem reichen Kulturerbe, Schloss, Reben und Wein. Aigle trägt stolz den Titel „Welthauptstadt des Chasselas“ und ist mit der gleichnamigen Gemeinde im Burgund partnerschaftlich verbunden. Gregory Devaud lud die Versammlung zum mittelalterlichen Sommerfest ein; ein Ausflug in die Vergangenheit. Doch Aigle schaut nicht nur in den Rückspiegel: Seit 2002 ist die UCI hier zu Hause, mit einem Ausbildungszentrum von internationaler Bedeutung.

Eine Schweigeminute

Seit der letzten Generale Versammlung hat die Sektion mehrere treue Weggefährten verloren. Besonders gedacht wurde Charles Friderici, Präsident der ASTAG Schweiz in den 1990er-Jahren und Nationalrat von 1987 bis 1999, der am 22. März 2025 im Alter von 78 Jahren verstarb. Eine engagierte Persönlichkeit, die sich mit Herzblut für den Strassentransport einsetzte.

Der Bericht des Road-Captains

In seinem Jahresbericht skizzierte Blaise Henry eine Etappe mit Gegenwind: wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen, technologische Herausforderungen. Doch das Feld bleibt geschlossen: „Wir sind da und wir sind präsent. Wir sind wie Lachse, bereit, gegen den Strom zu schwimmen, um unseren Unternehmen den Weg zum Erfolg zu ebnen“, erklärte er. Die Abstimmung vom 24. November 2024 zur Nationalstrasseninfrastruktur war ein Rückschlag, macht aber den Dialog mit den Behörden umso wichtiger.

Auf kantonaler Ebene tritt ASTAG Waadt weiter in die Pedale: eine fast 40%ige Erhöhung der Lernendengehälter, Prüfung einer Partnerschaft mit der Armee zur Nachwuchsförderung, verstärkte Feldaktionen über das Kompetenzzentrum Cossonay, insbesondere bei den Lehrabschlussfeier. Auch beim Thema LKW-Parkplätze zeigen sich Fortschritte; Ausdauer und kontinuierliche Arbeit zahlen sich aus.

Staffelstab-Übergabe im Vorstand

Zwei Rücktritte prägten die Generale Versammlung: Mario Ziliotto zieht es in neue Aufgaben im Tessin, und Olivier Reymond, langjähriger Vizepräsident, beendet nach 37 Jahren seine Vorstandstätigkeit. Mit Humor und Emotion wurde ihm für sein aussergewöhnliches Engagement gedankt: „Er hat mehr Präsidenten und Vorstandsmitglieder kommen und gehen sehen als jeder andere!“, so Blaise Henry. Für seinen neuen Lebensabschnitt wünschte ihm die Sektion eine aktive Pensionierung in ASTAG-Farben.

Als Nachfolger wurden Clément Friderici, Geschäftsführer des Familienunternehmens und Spezialist für Ausnahmentransporte, sowie Sylvain Gallé, Experte für multimodale Logistik bei Camion Transport und railCare, vorgeschlagen. Zwei ergänzende Profile, die den Vorstand stärken und zukunftsfit machen.

Mitstreiter auf der Strecke

Mehrere Persönlichkeiten bereicherten die Diskussionen mit ihren Wortbeiträgen. Unter ihnen erinnerte Paolo Nasseli, Vizepräsident der ASTAG Schweiz, an die Verpflichtungen des Verbands gegenüber seinen Mitgliedern und sprach dabei mehrere wichtige politische Dossiers an: die LSVA, das Gütertransportgesetz und alternative Antriebstechnologien.

Staatsrat Frédéric Borloz schlug in die gleiche Kerbe und betonte die Bedeutung davon, „mit einer einzigen Stimme zu sprechen“. Ein starker, zentraler Verband sei unerlässlich, um in Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen, besonders in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld.

Er äusserte zudem seine Bedenken gegenüber der Überregulierung: „Das muss man der Politik sagen und wieder sagen… Ihr Reflex bei einem Problem ist oft, ein neues Gesetz zu schaffen, statt eine Lösung zu suchen.“

Zur Veranschaulichung erzählte Frédéric Borloz eine Anekdote aus seinem eigenen Departement, das mit administrativen Hürden zu kämpfen hat. Zudem sprach er die Themen Verkehrsüberlastung und Berufsbildung an. Er räumte ein, dass der Fachkräftemangel nicht nur den Transportsektor betrifft, versicherte aber, dass der Kanton genügend Plätze in den Berufsfachschulen bereitstelle. Angesichts der hohen Anforderungen an Ausbildungsbetriebe bekräftigte er sein Engagement, das „Verwaltungsboot“ nicht weiter zu überladen, bei gleichzeitig minimal notwendigem Kontrollrahmen.

Zum Schluss würdigte der Vorstand den Rücktritt von Jean-Luc Busset (Kommission Schnee) und Annick Simonin (PK Mobil); zwei stille, aber unverzichtbare Stützen des Netzwerks.

Ein geschlossenes Peloton, starker Teamgeist

Die Tagesstimmung war dem Rahmen angemessen: fokussiert und doch kollegial. Wie bei einer gut abgestimmten Ausreissergruppe zeigten die Gespräche den starken Zusammenhalt der Mitglieder, verbunden durch die Leidenschaft für Beruf und Strasse. Das gemeinsame Essen, chinesisches Fondue im UCI-Restaurant, wirkte wie eine willkommene Verpflegung am Streckenrand: Es nährte Körper und Geist und bot Raum für Austausch und neue Ideen.

 

Eine gelungene Etappe – Blick Richtung 2026

Diese Generale Versammlung war ein voller Erfolg für ASTAG Waadt. Sie stärkte den Teamgeist, setzte klare Orientierungspunkte für die nächsten Monate und erinnerte daran: Im Transport wie im Radsport kommt man nur gemeinsam ins Ziel. Die Etappe Aigle ist gefahren – jetzt geht’s weiter zur nächsten Ausfahrt: Die Lehrabschlussfeier findet am 9. Juli 2025 in Payerne statt, die nächste Generalversammlung am 30. Mai 2026.