Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG verstärkt seine Bestrebungen rund um die Dekarbonisierung des Strassentransports.
GV Genf: Zwischen Bilanz, Perspektiven und europäischen Herausforderungen
Am Dienstag, den 20. Mai 2025, versammelten sich die Mitglieder der Genfer Sektion der ASTAG in den Räumlichkeiten des FER Genf zu ihrer jährlichen Generalversammlung. Dieses Treffen ermöglichte es, eine Bilanz des vergangenen Jahres zu ziehen, Entwicklungsperspektiven der Branche zu erörtern und strategische Themen sowohl auf kantonaler als auch auf europäischer Ebene anzusprechen.
Ein institutioneller Rahmen für eine strategische Sitzung
Die Versammlung, die in den Genfer Räumen des Verbands der Romandschen Unternehmen (FER) stattfand, welcher auch das Sekretariat der Sektion führt, wurde in einem starken institutionellen Rahmen abgehalten. Dies unterstreicht die engen Verbindungen zwischen dem Verkehrssektor und den Wirtschaftsakteuren in Genf. Dieser Ort bot ein förderliches Umfeld für den Austausch und die Reflexion über die wesentlichen Herausforderungen des Strassenverkehrs.
Ein engagierter Vorsitz
Andrea Genecand, Präsident der Genfer Sektion, eröffnete die Sitzung mit einer positiven Bilanz seines ersten Amtsjahres: „Wir sind in der Lage, jede Herausforderung zu meistern.“ Er erklärte sich bereit und begeistert, sein Engagement für die nächsten drei Jahre fortzusetzen. Er hob die Stabilität der Sektion und ihre Anerkennung im lokalen Wirtschaftsgefüge hervor.
Zu den Höhepunkten des Jahres zählte er die Zusammenarbeit mit dem Regierungsrat, insbesondere in Themenbereichen rund um das Klimagesetz, was die lebenswichtige Bedeutung des Strassenverkehrs unterstreiche. Andrea Genecand ging auch auf das Engagement der ASTAG in der STEP-Kampagne ein. „Das Scheitern des Projekts wird schwer auf der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft lasten“, bedauerte er. Die Sektion, die sich angesichts der Verkehrssituation auf der A1 und dem Autobahn-Umfahrungsring mobilisiert hat, legte den Behörden konkrete Vorschläge vor, insbesondere zur Querung des Sees und zur Nutzung der Pannenstreifen. Zudem wurden die Kontakte zu kommunalen und kantonalen Behörden sowie zu mehreren lokalen Akteuren wie Genève Mobilité, Genève-Route und der AGFM, einer Organisation, der auch ASTAG Genf angehört und die in der beruflichen Ausbildung aktiv ist, verstärkt.
Berufliche Ausbildung: Eine vielversprechende Bilanz für den Nachwuchs der Fahrerinnen und Fahrer
Der Ausbildungsbereich nahm in den Diskussionen einen zentralen Platz ein, mit einem Beitrag von Nils Rademacher, Verantwortlicher für die berufliche Ausbildung. Er präsentierte eine sehr positive Bilanz zum zehnjährigen Jubiläum der Ausbildungsgänge, die am Technischen Berufsbildungszentrum (CFPT) in Petit-Lancy gestartet wurden.
Seit dem ersten Jahrgang 2014 hat sich das Programm als Referenz im Sektor etabliert, mit bisher 85 Absolventinnen und Absolventen und einer vorbildlichen Erfolgsquote. Im Jahr 2024 erhielten zum siebten Mal in Folge 100 % der Lernenden ihr Zertifikat (Übergabe von 10 EFZ und 5 EBA).
Dieser Erfolg ist auf das konstante Engagement der ausbildenden Unternehmen und der pädagogischen Teams zurückzuführen. Estefane Machado Barrias, zum besten Lernenden des Jahres gewählt, und sein Ausbildungsbetrieb Bacciochi wurden herzlich gelobt.
Das vergangene Jahr war zudem von einer Wachstumsdynamik geprägt: Für das Schuljahr 2024 wurden 20 neue Verträge abgeschlossen, überwiegend im Bereich der schweren Fahrzeuge. Dennoch zeigt die Kündigungsquote von rund 30%, dass die individuelle Begleitung der Lernenden weiter gestärkt werden muss.
Eine weitere bedeutende Neuerung: Die Genfer Sektion der ASTAG hat die Organisation der überbetrieblichen Kurse wieder übernommen, mit einem modernisierten Werkstattbereich, einer festen Lehrkraft und neuen Unterrichtsmaterialien, die in Zusammenarbeit mit ASTAG Schweiz und UPSA Genf entwickelt wurden. Die zukünftige Einrichtung auf dem Campus SPARK verspricht einen entscheidenden Schritt zur Stärkung der Attraktivität dieser Berufe.
Eine Studie für flüssigeren Verkehr
Im Rahmen seiner Beteiligung bei Genève Mobilité kündigte die Genfer Sektion der ASTAG die Durchführung einer Studie an, die konkrete Massnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses im Berufsverkehr identifizieren soll. Ziel ist es, den Strassentransport auf bestimmten als strategisch bewerteten Achsen zu priorisieren. Die Ergebnisse dieser Analyse werden dem Regierungsrat in Kürze übergeben. Diese Initiative steht im Zeichen des Bestrebens der ASTAG, aktiv an der Suche nach pragmatischen Lösungen angesichts der anhaltenden Staus und der wachsenden Herausforderungen der urbanen Mobilität mitzuwirken.
Wahlen der Delegierten und Rechnungsprüfer
Die Versammlung führte die Wahl ihrer Vertreter durch. Thierry Pradervand, Michel Mooijman und Anthony Fellay wurden zu Delegierten der Sektion ernannt und werden Genf insbesondere an der nächsten Delegiertenversammlung der ASTAG Schweiz vertreten. Fiona Squaratti und Vincent Chavaz wurden zu Rechnungsprüfern gewählt, während Mathieu Pradervand und Nicolas Ducret als Ersatzmitglieder fungieren werden.
Sven Eckmann, Leiter des Kompetenzzentrums Cossonay, nutzte die Gelegenheit, die Mitglieder an die Wichtigkeit der Aktualisierung ihrer persönlichen Daten zu erinnern. Zudem stellte er kurz die Aktivitäten des Zentrums vor, das in diesem Jahr sein siebenjähriges Bestehen feiert und weiterhin ein wichtiger Anlaufpunkt für die Romandschen Mitglieder ist.
Europa im Hintergrund: entscheidende bilaterale Herausforderungen
Als besonderer Gast des Abends sprach Arnaud Bürgin, stellvertretender Geschäftsführer der FER Genf, über die Bilateralen III, deren endgültige Texte Mitte Juni erwartet werden. Er unterstrich die entscheidende Bedeutung dieser Abkommen für die Schweizer Wirtschaft und erinnerte daran, dass die Europäische Union 59% des Schweizer Aussenhandels ausmacht und eine wesentliche Quelle für Arbeitskräfte ist.
Im Bereich Transport sollten die laufenden Verhandlungen mehrere Schweizer Besonderheiten bestätigen, wie das Verbot der Kabotage, die Begrenzung des Gewichtes von Schwerlastfahrzeugen auf 40 Tonnen sowie das Fahrverbot nachts und an Sonn- und Feiertagen. Die EU würde zudem die Beibehaltung der LSVA mit festgelegten Obergrenzen akzeptieren.
Arnaud Bürgin betonte die strategische Bedeutung des bilateralen Weges und erklärte, „es gibt keine gleichwertige Alternative, die Plan B sind nicht überzeugend“. Für die FER Genf ist es daher essentiell, diesen Weg fortzuführen und zu stärken. Er stellt eine pragmatische Alternative zu einem Beitritt zur Europäischen Union oder zum Europäischen Wirtschaftsraum dar und vermeidet so die Isolation der Schweiz. Dieses Modell ermöglicht eine gezielte Teilnahme am europäischen Binnenmarkt in Schlüsselbereichen, während die Grundlagen der schweizerischen Souveränität bewahrt bleiben: nationale Unabhängigkeit, direkte Demokratie und Föderalismus. In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld benötigen Unternehmen mehr denn je einen stabilen Kooperationsrahmen mit der EU.
Eine Sektion, die sich den Herausforderungen von heute und morgen stellt
Diese Generalversammlung bestätigte den Elan und die Anpassungsfähigkeit der ASTAG Genf. Die Sektion zeigt damit ihren Willen, die Interessen des Strassentransports zu verteidigen und weiterhin ein unverzichtbarer kantonaler Akteur im Bereich Mobilität zu bleiben.