Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG verstärkt seine Bestrebungen rund um die Dekarbonisierung des Strassentransports.
Ausbilden statt Abwarten
Die Transportbranche bewegt sich in einem Spannungsfeld: Der Verkehr nimmt zu, die Anforderungen wachsen und gleichzeitig stehen viele erfahrene Fahrerinnen und Fahrer kurz vor der Pensionierung. Jedes Jahr braucht die Schweiz rund 5000 neue Fachkräfte, doch die Berufslehre schöpft dieses Potenzial bei weitem nicht aus. An der transport.ch zeigte Jan Bochsler, Fachspezialist Bildung der ASTAG, warum viele Hürden rund um die Ausbildung nur vermeintliche Hindernisse sind und weshalb jetzt der richtige Moment ist, aktiv zu werden.
Viele Transportunternehmen möchten ausbilden, haben aber das Gefühl, an strukturelle oder organisatorische Grenzen zu stossen. Jan Bochsler zeigte auf, dass zahlreiche dieser Hürden vor allem wahrgenommen werden und in der Praxis entweder gar nicht bestehen oder sich einfacher lösen lassen, als vermutet. Oft werden Anforderungen überschätzt oder als zu hoch eingeschätzt: vom nötigen Aufwand über die betrieblichen Voraussetzungen bis hin zu den Handlungskompetenzen, die Lernende im Alltag erwerben müssen. Bochsler betont, dass ein grosser Teil dieser Bedenken aus Unsicherheit entsteht und nicht aus tatsächlicher Unmöglichkeit.
Warum Handlungsbedarf besteht
Der Bedarf an neuen Fachkräften ist klar: Rund 5000 Berufsleute müssen jedes Jahr neu in den Strassentransport einsteigen. Heute sind die Zahlen aus der Grundbildung jedoch deutlich tiefer. EFZ-Abschlüsse stagnieren bei unter 300 und das EBA verzeichnet kaum Eintritte. Die Branche nutzt die berufliche Grundbildung damit nicht annähernd so stark, wie sie könnte. Gerade jetzt ist es entscheidend, das Potenzial auszuschöpfen, statt auf kurzfristige Lösungen zu hoffen.
Wenige Bewerber bedeuten nicht weniger Chancen
Dass sich weniger Jugendliche bewerben, bedeutet nicht, dass Ausbildung schwieriger geworden ist. Es heisst vielmehr, dass Betriebe heute aktiver werden müssen: Kontakt zu Schulen, Einladungen zu Schnuppertagen, direkte Ansprache vor Ort. Erfolgreiche Ausbildungsbetriebe zeigen, dass sich dieser Einsatz lohnt. Bochsler betont: Eine gute Selektion ist kein Zufall. Betriebe, die bewusst in den Auswahlprozess investieren, finden Lernende, die passen und die sich früh produktiv einbringen können.
Der frühzeitige Nutzen: Lernende sind kein Aufwandsposten
Viele Unternehmen unterschätzen, wie schnell Lernende im Alltag einen echten Beitrag leisten können. Wer klug selektiert, sie sorgfältig einführt und ihnen früh Verantwortung übergibt, profitiert vom ersten Lehrjahr an. Lernende können strukturiert an reale Aufgaben herangeführt werden und bringen gleichzeitig neue Perspektiven, Motivation und Dynamik in den Betrieb.
Herausforderungen analysieren und clever lösen
Nicht jede Herausforderung ist gleich ein Hindernis. Entscheidend ist die saubere Analyse der eigenen Situation: Welche Handlungskompetenzen können intern vermittelt werden? Wo braucht es Unterstützung? Welche Bereiche lassen sich durch geschickte Planung abdecken?
Für viele vermeintliche Zusatzhürden gibt es einfache, elegante Lösungen. Eine der wirksamsten: Kooperationen mit Partnerfirmen. Betriebe können gemeinsam Ausbildungsinhalte abdecken, Lernende punktuell austauschen oder praktische Erfahrungen ergänzen. So werden auch kleinere Strukturen ausbildungsfähig.
Was es wirklich braucht, um Lernende auszubilden
Die formalen Anforderungen sind klar definiert und für viele Betriebe gut erfüllbar. Geeignete Fahrzeuge, ein Umfeld zur Vermittlung der Handlungskompetenzen und mindestens ein qualifizierter Berufsbildner bilden die Grundlage. Für Berufsbildner gelten Kriterien wie Berufserfahrung, Führerausweis, guter Leumund und der Praxisbildnerkurs.
Hilfsmittel wie Bildungsplan, Bildungsordner, Checklisten und Lerndokumentation schaffen Struktur und Sicherheit. Diese Instrumente unterstützen täglich im Betrieb und machen die Ausbildung überschaubar und gut planbar.
Die ASTAG als starke Partnerin
Die ASTAG schafft Orientierung, stellt praxisnahe Hilfsmittel bereit, vernetzt Betriebe und Schulen und engagiert sich dafür, die Berufslehre im Transport attraktiver und sichtbarer zu machen. Unternehmen erhalten damit Zugang zu Wissen, Austauschmöglichkeiten und erprobten Lösungswegen und profitieren von der Erfahrung zahlreicher Ausbildungsbetriebe.
Ausbildung als Schlüssel für die Zukunft
Die berufliche Grundbildung ist eine der stärksten Antworten auf den Fahrermangel. Unternehmen, die heute ausbilden, sichern ihren Nachwuchs, stärken ihre eigenen Teams und tragen dazu bei, dass der Strassentransport in der Schweiz weiterhin zuverlässig, kompetent und leistungsfähig bleibt. Bochsler bringt es auf den Punkt: Viele Hürden sind kleiner, als sie scheinen und Ausbildung lohnt sich früher, als man denkt.




