Verkehrsinfrastruktur

Stauzahlen 2022: Alarmsignal und Weckruf – Strasseninfrastruktur muss ausgebaut werden!

Veröffentlicht am 30.05.2023 | Aktualisiert am 29.04.2024 | von André Kirchhofer

Für die ASTAG ist die neueste Staustatistik des Bundes äusserst besorgniserregend. Die Werte sind so hoch wie noch nie, es droht ein Stillstand auf dem Nationalstrassennetz. Als Folge muss das Transportgewerbe erneut – unverschuldet! – enorme Produktivitätseinbussen hinnehmen. Die Verkehrspolitik ist gefordert, die fällige Modernisierung der Strasseninfrastruktur energisch voranzutreiben.

Stau
«Es ist höchste Zeit, die nötigen Kapazitäten zu schaffen.»
Thierry Burkart, Zentralpräsident
ASTAG Zentralpraesident Thierry Burkart im Gespraech

Die ASTAG erachtet die neuesten Stauzahlen, die das Bundesamt für Strassen ASTRA publiziert hat, als überdeutliches Warnsignal – und zugleich Wegweiser für den dringend nötigen Ausbau der Strasseninfrastruktur. Absolut erschreckend bzw. alarmierend ist, dass 2022 mit landesweit 39'863 Staustunden schon wieder ein Negativrekord resultierte. Mit 22,7 Prozent ist die Zuwachsrate zwar etwas tiefer als 2021, als die Steigerung sogar 43,9 Prozent betrug. Doch erstens sind die Werte infolge der damaligen «Normalisierung» nach Corona kaum vergleichbar; zweitens handelt es sich aktuell um eine sprunghafte Zunahme, die massiv über den «gewohnten» Werten der Vergangenheit liegt. Gegenüber 2012, also innert nur zehn Jahren, hat sich die Anzahl Staustunden schlichtweg verdoppelt. «Unsere Mobilität gerät zunehmend ins Stocken», hält ASTAG-Zentralpräsident Thierry Burkart fest: «Bis zum absoluten Stillstand fehlt leider nicht mehr viel!»

Produktivitätseinbussen für Transportunternehmen

Besonders stark betroffen ist der Güter- und Personentransport auf der Strasse. Mit rund 52'000 Einheiten hat sich der Fahrzeugbestand zwar seit Jahren kaum verändert. Auch ihre Kilometerleistungen auf dem Nationalstrassennetz sind stabil. Der Schwerverkehr kann somit statistisch erhärtet nicht als Ursache für die wachsende Stauproblematik betrachtet werden. Hingegen sind die Folgen für die Branche verheerend. Die Produktivität der Transportunternehmen nimmt kontinuierlich ab – fast ohne Möglichkeit zu Gegenmassnahmen. Für die gleiche Anzahl Ladungen braucht es mehr Fahrzeuge. Nur so sind, staubedingt, pünktliche Liefer-und Abholfahrten noch möglich. Skandalöserweise werden dem Schwerverkehr trotzdem jährlich mehr Stauzeitkosten angelastet – einseitig, ohne jedes Verschulden. Der Grund liegt in einer ausschliesslich auf den Strassentransport fokussierten Gesetzesgrundlage bzw. einer entsprechenden Berechnungsart des Bundesamts für Raumentwicklung ARE.

In der Verkehrspolitik sollte die neueste Staustatistik auch zu mehr Realismus führen. Wohlstand und Wachstum basieren auf Mobilität und Logistik, und dazu wiederum braucht es eine leistungsfähige, bedarfsgerechte Infastruktur – sowohl für die Strasse als auch für die Schiene. Insofern ist es völlig verfehlt und zeugt von purer Ideologie, wenn die Pläne des Bundesrats zum Ausbau und zur Modernisierung des Nationalstrassenetzes angeprangert werden. «Es ist höchste Zeit, die nötigen Kapazitäten zu schaffen», sagt Thierry Burkart: «Wir müssen dafür besorgt sein, dass die Versorgung und Entsorgung in unserem Land weiter reibungslos, zuverlässig und pünktlich funktioniert!»